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Hufe 9 Aktuelles

Hinter den Kulissen: Jahresrückblick 2024 (2)

  • Kirsten Achtelstetter
  • vor 14 Minuten
  • 8 Min. Lesezeit

Die Zielgerade ist in Sicht - so jedenfalls ist die Stimmung vor Ort im Frühling 2024. Eigentlich war die Fertigstellung der Ferienwohnung ursprünglich für den 30. Juni 2023 geplant. Schaffen wir es vielleicht noch, pünktlich zum 1. Jahrestag der Verspätung alle handwerklichen Arbeiten abzuschließen? Lest weiter und findet es heraus! 😉


Saubermachen der besonderen Art

Durch Zufall sehe ich beim Kaffee holen in Wesenberg den Transporter eines lokalen Unternehmens, das mobiles Sandstrahlen anbietet. Wenn das mal kein Wink mit dem Zaunpfahl ist, denn schließlich ist mir die verputzte Nordfassade des Wohnhauses schon lange ein Dorn im Auge! Schon während der ursprünglichen Besprechungen mit der Denkmalbehörde bleibe ich, was diesen Punkt angeht, standhaft - der Putz muss wieder runter, egal wie schwierig sich die Arbeiten herausstellen sollten.


Zur Erinnerung: Hier ist unser Bauernhaus vor Beginn aller Arbeiten. Die Innenhofseite hat in den 1960er Jahren eine Veranda bekommen. Der graue Betonputz muss im Zuge dieser Arbeiten aufgetragen worden sein, um das neue Bauelement "besser" einzugliedern, denn alle anderen Fassaden sind unverputzt (und damit wesentlich attraktiver!).


Haus mit rotem Ziegeldach, umgeben von hohem Gras und Pflanzen. Die Holztür ist geöffnet, sonnige, ruhige Atmosphäre. Keine Menschen sichtbar.
Hofansicht Juni 2022

Bevor wir allerdings die großen Jobs anfangen, ist erstmal der Keller dran: hier sind ja bewusst die Wände unverkleidet geblieben, die entweder innen liegen und demnach nicht abgedichtet werden mussten, oder die relativ einfach von außen abgedichtet werden konnten. Und nach nur einem Tag intensiver Arbeit, lässt sich das Resultat sehen. Die Wände sind nicht wiederzuerkennen! Die Feldsteinstruktur kommt wunderbar zur Geltung, und auch die Stellen, die über die Jahre mit normalen Ziegelsteinen ausgebessert wurden, tragen meines Erachtens zum Charme der neuen Ansicht bei. Beurteilt das Ergebnis selbst: links Südostansicht des Kellerraumes vor Beginn der Arbeiten, rechts die gleiche Ansicht danach.



Hier noch mal in voller Schönheit mit mehr Tageslicht:


Gewölbekeller mit Steinboden und Ziegelbögen. Natursteinwände, Minimalistische Beleuchtung, kein Text oder Personen sichtbar. Ruhige Atmosphäre.

Wie wunderschön und gemütlich der Raum dadurch wirkt! Wer meine Beiträge schon eine Weile liest, erinnert sich vielleicht, dass ich sehr entschlossen war, diesen Keller nicht nur als Lagerraum zu nutzen, obwohl mir viele Leute deutlich davon abgeraten haben.


War es die kostengünstigste Entscheidung, die ich bei diesem Umbau getroffen habe? Auf keinen Fall. Viel Arbeit ist schon investiert worden, die auf diesem Foto nicht unbedingt sichtbar ist: der Fußboden wurde Ziegelstein für Ziegelstein per Hand hoch genommen, wir haben die Fundamente ausgegraben und unterfüttert, eine Bodenplatte gegossen, Dämmung gelegt, Fußbodenheizung und eine gesamte Kellerabdichtung umgesetzt, die in Deutschland nicht mal bekannt ist und für die ich die benötigten Materialien, und Arbeitskräfte, teils selber von der Insel importieren musste. Dann haben wir die Wände gestrahlt und schließlich den Fußboden akribisch Stein für Stein wieder hergestellt. Gesamtinvestition? Weit im 5-stelligen Bereich. Ökonomisch unklug? Bestimmt. Fühlt es sich trotzdem richtig an? Definitiv. Es ist schade, dass wir seitdem im Keller noch keinen weiteren Fortschritt haben machen können, weil andere Arbeiten einfach Vorrang hatten, aber ich freue mich weiterhin darauf, auch diesen Bereich irgendwann mal in Nutzung zu nehmen. Was genau ich hier unten vorhabe? Das erfahrt ihr, wenn die Planung ein wenig weiter fortgeschritten ist - aber ich versichere euch, dass es hier unten mal so richtig gemütlich werden wird! ❤️


Die Fassade erhält ein Facelift

Nun lasst uns aber zum Sandstrahlen zurückkommen... Denn wir hatten ja vor, unser hässliches Entlein wieder in den Schwan zurückzuverwandeln, der es mal war. Und ich bin der Meinung, dass wir das definitiv geschafft haben - oder zumindest sind wir auf dem Weg dahin, denn auch die Arbeiten sind bis heute leider nicht komplett abgeschlossen. Das liegt unter anderem daran, dass wir die allerhöhsten Ansprüche an unsere Arbeit haben und demnach ist das Sandstrahlen nur der Anfang. Aber für einen Zwischenstand lässt sich das Ergebnis alle Male sehen, oder?



Von wegen, der Putz muss unbedingt dran bleiben... Ich will mich ja nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen, aber in diesem Fall heißt es für mich wirklich: Denkmalschutz 0, Kirsten 1! (und ich sag das auch nur, weil ich weiß, dass sich alle Beteiligten genauso freuen wie ich, dass unser Wohnhaus wieder in altem Glanz erstrahlt!)


Backsteinhaus mit braunem Dach und gelber Tür in grüner, ländlicher Umgebung. Baumzweige verdecken teilweise die Ansicht. Baustelle davor.
Hofansicht Mai 2024

Nachdem der Betonputz auf der Nordfassade endlich runter ist, und die ursprünglichen Ziegel wieder bewundert werden können, fällt mir allerdings auf, dass nun die anderen Fassaden im Vergleich eher dreckig wirken. Da der Fokus auf der Fertigstellung der Ferienwohnung liegt, bitte ich also den Sandstrahler unseres Vertrauens ein zweites Mal auf den Hof, um auch die Südfassade zu reinigen.


Die gestrahlte Fassade wird anschließend mit der Hand nachgearbeitet, um sicherzustellen, dass keine Spuren des Sandstrahlen zurückbleiben (teilweise sind die Ziegel sehr hart, teilweise das komplette Gegenteil!). Nachdem die Ziegel in neuem Glanz erstrahlen, werden die Fugen ausgekratzt und neu verfugt.


Das Ergebnis: eine Fassade, die wie neu aussieht, aber die 150+ Jahre alten Baumaterialien erhält.


Der neue Eingang zur Ferienwohnung - vor den Fassadearbeiten, und danach.


Die Südfassade erstrahlt nicht nur in neuem Glanz; es ist auch nicht mehr zu erkennen, dass hier neue Fensteröffnungen entstanden sind.


Besonderer Besuch

Auch wenn es wenig mit Baumaßnahmen zu tun hat, so ist es doch ein Einblick hinter die Kulissen und vielleicht heute wieder wichtiger denn je, dass wir uns an unsere Geschichte und die Notstände des 20. Jahrhunderts zurückerinnern, als unser eigenes Volk teilweise keine andere Wahl hatte, als die Flucht zu ergreifen. Die Heimat, die nicht mehr sicher war, zu verlassen und in der Fremde nach Halt zu suchen.


Eine Gruppe von Kindern und einem Erwachsenen posiert draußen für ein Foto. Sie lächeln, die Stimmung ist fröhlich, Bäume im Hintergrund. Eine Dorfschulklasse aus fer 1940er Jahren.
Klassenfoto der Schulklasse Wustrow - denn auch in der Fremde musste das "normale" Leben weitergehen.

So auch in Wustrow, so auch auf unserem Hof, der zur erzwungenen Heimat für Flüchtlinge aus dem Osten wurde, die nach Einmarsch der russischen Soldaten ihre Heimat, ihre Häuser zurücklassen mussten, um dort Unterschlupf zu finden, wo man es ihnen zuwies - und dass nicht immer mit Zustimmung der existierenden Bewohner, und demnach nicht immer mit dem herzlichsten Empfang. Und trotzdem wurde für einige dieser Menschen Wustrow zu einem ganz speziellen Ort. Und ich bin unglaublich gerührt, dass ich die Ehre hatte, einige dieser Menschen kennenlernen zu dürfen. Schon im Januar 2024 erhielt ich nämlich die folgende E-Mail:


"Meine Mutter, Tante und meine Großmutter, sowie deren Schwiegereltern hatten als Flüchtlinge in diesem Haus gewohnt. In der Vergangenheit hatten wir, als es noch möglich war, jährlich die letzte Besitzerin Daisy besucht. Gerne würde ich mit meiner Mutter und Tante das Gehöft und insbesondere das Wohnhaus mit dem Boden, -wo sie gewohnt hatten-, nochmals besuchen."


Schwarz-Weiß-Foto: Auto fährt auf Landstraße entlang Bäumen. Im Hintergrund Häuser. Ländliche Szenerie, ruhige Stimmung.
Ortseingang Wustrow aus Richtung Canow, Postkarte aus den späten 1960ern

Und so kam es Ende April dann zum lange geplanten Besuch - als Geburtstagsüberraschung für die mittlerweile 90jährige Dame, die trotz allem mit voller Freude aus ihrer Zeit in Wustrow berichten konnte.


Ich hoffe sehr, dass ich sie auch in Zukunft weiterhin regelmäßig auf unserem Hof begrüßen darf. Vielleicht nach Abschluss der Umbau-maßnahmen im Dachgeschoss, bevor ihr ehemaliges Zuhause für eine neue Familie Heimat wird?!


Ich finde es generell faszinierend, wie viel der Geschichte des Dorfes und unseres Hofes in zufälligen Gesprächen mit Bewohnern wieder ans Licht kommen. Erst vor ein paar Tagen ist uns bewusst geworden, dass die Löcher die am Giebel des Wohnhauses zur Straßenseite sichtbar sind, nichts mit Verfall an sich zu tun haben, sondern dass diese Zeitzeugen aus 1945 sind, als unsere heute friedliche Dorfstraße zum Kriegsschauplatz wurde. Einschusslöcher, die zeigen, wie bitterlich um jeden Meter gekämpft wurde. Und eine Erinnerung an Zeiten, die niemand hier hoffentlich je wieder durchleben muss... So, jetzt aber wieder zurück zu etwas heiteren Geschichten, oder?


Es wird warm!

Und was für eine heitere Geschichte ich euch bieten kann - denn nach 18 Monaten Wartezeit ist im Mai endlich der große Moment gekommen. Trommelwirbel bitte... Die Wärmepumpe ist da!


Ihr wisst gar nicht, warum das eines Trommelwirbel bedarf? Erinnert ihr euch vielleicht noch an die Auswirkungen, die erst die Pandemie und dann der Krieg in der Ukraine auf die globale Weltwirtschaft hatten? Inflation? Check. Materialengpässe? Check. Alles, was sich negativ auf den Baufortschritt auswirken konnte, wurde Realität. Alles was schief gehen konnte, ging schief.


Ursprünglich hatten wir die gesamte Technik schon im November 2022 bestellt, 2 Monate vor dem offiziellen Baubeginn am Haus, weil Lieferschwierigkeiten durchaus schon zur Normalität gehörten.


Im März 2023 wurden die Erdarbeiten auf dem Grundstück abgeschlossen und ein 500 Quadratmeter großes Rohrnetz vergraben, welches mit Hilfe der Erdwärmepumpe dann sowohl für Wohnhaus als auch Waschküche Wärme erzeugen sollte.


Und dann warteten wir.


Und warteten.


Und warteten.


Natürlich war es wichtig, die vorbereitenden Kellerarbeiten vernünftig abzuschließen. Dort wo Wärme auf Kälte trifft, entsteht Kondensation. Demnach war es wichtig, dass der Keller abgedichtet und sowohl potenziell existierende Feuchte aus Boden und Wänden, als auch neu generierte Feuchtigkeit aus der Luft entsprechend umgeleitet wird, damit kein Schaden entstehen kann. Gesagt, getan. Die Details kennt ihr aus früheren Berichten.


Und dann war es endlich so weit - nach 18 Monaten Geduld, unzähligen Nachfragen und Hin- und Hertauschen von Ersatzteilen im Hintergrund gab es tatsächlich endlich einen Liefertermin. Meines Erachtens hat das durchaus einen Trommelwirbel verdient.


Und drinnen?


Natürlich gibt es auch Fortschritte im Innenausbau - denn letztlich sind die anderen Arbeiten ja doch irgendwie nutzlos, wenn wir nicht auch Innenräume fertigstellen und somit die ersten Schritte auf dem Weg der "Wiederbelebung" gehen.


In der zukünftigen "Guten Stube" geht es also mit Volldampf voran. Die Küche ist zwar schon seit September 2023 an Ort und Stelle, kommt aber erst in diesem Quartal hinter ihrer Staubschutzwand hervor. Zum Glück gefällt mir das Grün der Küchenfronten immer noch!!


Der Fliesenleger kommt und bringt so das Bad einen ganzen Schritt näher an die Fertigstellung. Und obwohl seine Einschätzung ist, dass ihm die Fliesen definitiv zu "bunt" sind, bin ich auch hier weiterhin mit meiner Auswahl glücklich. Ja die grüne Küche ist vielleicht nicht normal und die gold marmorierten Fliesen auch nicht, aber normal war ja noch nie mein Ziel für die Hufe 9. Außergewöhnlich, einzigartig, atemberaubend... das schon eher. (Zum Glück kann ich heute, 12 Monate später, bestätigen, dass auch unsere Gäste bis jetzt eine normale Ausstattung nicht vermisst zu haben scheinen!)



Neben dem Fliesenleger ist auch der Tischler vollbeschäftigt. Die Dielen, die wir in einigen Bereichen des Hauses noch retten konnten, sind inzwischen aufgearbeitet und werden in den Schlafzimmern wieder verlegt. Das, was übrig bleibt, wird in der Scheune gelagert, denn an neuen Räumen, die es zu restaurieren gilt, wird es uns noch lange nicht fehlen. Demnach wird alles, was nur annähernd nützlich sein könnte, natürlich eingelagert.

Holztür in einem weißen Raum, unvollständig eingebaut, mit Teppich auf dem Boden.
Ist sie nicht hübsch in ihrer Unvollkommenheit? 😍

Zusammen mit den "neuen alten" Dielenfußböden kommen auch die alten Türen wieder ins Haus, die inzwischen abgebeizt und aufgearbeitet sind und nur noch auf den Maler warten, um lackiert zu werden. Wäre es ganz nach mir gegangen, dann wären sie im Holzlook geblieben, aber auch hier hatte der Denkmalschutz eine Meinung und ich habe entschieden, dass ich hier zur Abwechslung mal nachgebe (natürlich nur, um später einen Stein im Brett zu haben, wenn ich etwas anderes durchsetzen möchte... 😂)


Sobald Fliesenleger und Tischler fertig sind, kann der Maler auch schon kommen. Die Farbe, die in allen Räumen verarbeitet wird, ist Kalkfarbe und wird mit dem Pinsel aufgestrichen, statt mit einer Farbwalze gerollt. Dadurch entsteht eine tolle Tiefe und mit dem richtigen Farbton eine fast wolkenartige Struktur.


Die meisten Zimmer habe ich bewusst neutral gehalten; die Schlafzimmer sind "Varianten von Weiß" und auch im Flur und in der Wohnküche bleiben wir neutral. Dort habe ich mit einem Hauch von Grau gearbeitet, um die Grundfarbe der Tapete aufzugreifen, die damit extra in der Vordergrund rückt, weil alles andere sich ihr unterordnet.


Nun wäre es aber nicht mein Design, wenn nicht irgendwo eine etwas mutigere Farbwahl stattfinden würde. Ihr erinnert euch an die "zu bunten" Fliesen im Bad? Komplementär dazu, gibt es ein warmes Ocker an den verbleibenden Wänden und Decke. Und das bei mutigen Entscheidungen auch mal was schief gehen kann, zeigt unser Zwischenergebnis hier:


Neues Badezimmer mit Marmorboden und Toilettenschüssel, Fenster mit Sicht nach draußen. Licht fällt durch das Fenster.

Nach drei Anstrichen bin ich definitiv noch nicht zufrieden. Wolkige Optik ist das eine, fleckig und unregelmäßig etwas ganz anderes. Der Maler gibt auf; ich nicht. Zwei weitere Anstriche später haben wir ein Ergebnis, mit dem ich gut leben kann. Dennoch weiß ich jetzt, dass bei dunkleren Farben die Kalkfarbe potenziell an ihre Grenzen stößt - oder wir beim nächsten Mal neue Auftragungstechniken erproben müssen.


Unsere ersten Gäste


Ihr ahnt es vielleicht schon - ganz haben wir die Wohnung zum Ende des Quartals nicht fertig bekommen. Die Zielgerade ist definitiv in Sicht, aber es fehlen offensichtlich noch grundlegende Dinge (wie zum Beispiel Möbel!!). Die Terrasse muss auch noch gebaut werden und niemand möchte in einer Kiesgrube Urlaub machen, demnach gibt es auch zum Thema Außenanlagen noch Handlungsbedarf.


Nichts destotrotz dürfen wir im Juni unsere ersten Gäste begrüßen. Leider sind sie ziemlich großmäulig und ihre Rechnung haben sie auch nicht bezahlt - das ist hoffentlich kein Omen für die Zukunft 🫣


Küken schreit im Nest an einer Backsteinwand. Der weit geöffnete Schnabel steht im Kontrast zu den erdigen Tönen des Hintergrunds.

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