top of page

Hufe 9 Aktuelles

Hinter den Kulissen: Jahresrückblick 2023 (2)

  • Kirsten Achtelstetter
  • 5. Mai 2024
  • 6 Min. Lesezeit

Immer wenn ich denke, ich hole auf und komme irgendwann auf einen grünen Zweig mit meinen Blogeinträgen, vergeht wie im Flug die Zeit und ich hänge weiterhin ein Jahr hinterher mit meinen Updates. Aber so ist es nun einmal, wenn nur eine Person für Planung, Finanzierung, Design, Bauleitung und Marketing verantwortlich ist! Demnach übe ich mich in Akzeptanz und danke euch für eure Geduld. Hoffentlich ist es trotzdem spannend, auch wenn wir uns zeitlich noch im 2. Quartal 2023 befinden!


Im letzten Beitrag habe ich davon berichtet, dass auf dem Hof endlich erste sichtbare Baufortschritte zu verzeichnen waren - wir haben hauptsächlich abgerissen, zurückgebaut und gebuddelt. Und auch wenn ich mir meine Fotos von den darauf folgenden Monaten anschaue, ist Abriss weiterhin ein zentrales Thema.


Dafür geht es aber im Keller schon wieder ans Aufbauen - und zwar mit Verstärkung aus England! Das Quartal beginnt mit einem Road Trip im Sprinter von Romford nach Wustrow. In 72 Stunden legen wir knapp 2.400km zurück, lehren neue Baumethoden, trinken deutsches Bier und essen Schnitzel!


Route von Romford, UK nach Wustrow, DE

Unser Keller - mehr als nur Stauraum für alte Kisten


Wenn ihr den letzten Beitrag gelesen (und euch noch daran erinnern könnt!), wisst ihr, dass es mir der Keller im Bauernhaus schon von Anfang an angetan hatte. Wunderschön gemauerte Kappendecken, ein angenehmes Raumklima und eine Raumhöhe von durchgehend mindestens 2.30m ließen mich schnell schlussfolgern, dass diese Räume auch in Zukunft einen Nutzen finden sollten. Demnach war ich mit der Einschätzung meiner Fachplaner, dass die Räume maximal als Lagerräume genutzt werden könnten, natürlich überhaupt nicht einverstanden. Die Sorge: Feuchtigkeit und die großen Schwierigkeiten, die damit verbunden sind, einen solchen Bereich trocken zu legen und vor allem trocken zu halten. Die allgemeine Annahme ist, dass solche Maßnahmen nur zeitlich begrenzt gut gehen und langfristig immer wieder mit Problemen verbunden sind.


Schlafzimmer mit großem Doppelbett und bodenlangen Fenstern im Souterrain
Schlafzimmer wo vorher nur Erde war. Clapham, London

Mein Ass im Ärmel war mein guter Freund, und Bauunternehmer beim Umbau meiner ersten Wohnung, Simon. Simon spezialisiert sich schon seit Jahrzehnten auf Kellerausbau, Trockenlegung und Instandhaltung. Auf der Insel, wo Wohnraum durch geographische Ge-gebenheiten begrenzt und damit teuer ist, ist der Ausbau von Keller nicht un-gewöhnlich. Zusammen haben wir 2014 meine erste Londoner Wohnung aus-gebaut und einen kleinen Kohlenkeller, in dem man nicht einmal aufrecht stehen konnte, in ein zusätzliches Geschoss mit Schlafzimmer, Bad und Hauswirtschafts-raum verwandelt. Auch 10 Jahre später gibt es keine Probleme mit Feuchtigkeit; und das, obwohl wir zu Bauzeiten knöcheltief im Wasser standen. Im Gegensatz dazu muss doch ein nahezu trockener Keller ein Kinderspiel sein!


Gesagt, getan. Nach einem ersten Besuch im Oktober 2022 erstellt Simon das Designkonzept. Ich will mich an dieser Stelle nicht großartig in technischen Details verlieren (dazu gibt es vielleicht mal einen separaten Beitrag, wenn Interesse besteht), sondern nur erwähnen, dass das Thema abdichten in UK sehr anders betrachtet wird. Während wir in Deutschland im Allgemeinen versuchen das Wasser mit aller Macht draußen zu halten (was oft dazu führt, dass langfristig die chemischen Materialien in den Feuchtigkeitsbarrieren versagen und dann doch Feuchtigkeit ins Gebäude dringt), geht man bei dem System aus Großbritannien davon aus, dass es an bestimmten Gebäudeschwachpunkten immer irgendwann Wasser geben wird. Wir setzen also beim Design nicht darauf, das Wasser für immer zu verdrängen, sondern wir leiten es dorthin, wo es sicher abgepumpt werden kann.


Gewölbekeller mit Feldsteinwänden und Betonfußboden
Der Keller mit neuer Bodenplatte

Das Problem? Ich kriege in Deutschland die benötigten Materialien nicht und es kennt sich natürlich auch niemand mit der "befremdlichen" Bauweise aus.


Die Lösung? Unzählige Stunden am Telefon mit dem Zoll und 3 Wochen langes Bangen, dass meine Palette mit Noppenbahnen, Spezialdübeln und Klebeband nicht irgendwo verschwindet - und natürlich ein Road Trip mit dem König des Abdichtens.


In Vorbereitung für unsere Ankunft wurde der Kellerfußboden Ziegel für Ziegel hochgenommen, die Fundamente unterfüttert, Drainage gelegt und eine neue Bodenplatte gegossen. Es wäre nicht zwingend notwendig gewesen, die Fundamente zu unterfüttern, da wir aber dank neuer Bodenplatte, Dämmung, Abdichtung und Estrich einen zusätzlichen Aufbau von ca. 25cm haben würden und ich die ursprüngliche Raumhöhe so weit es geht erhalten wollte, war es in meinen Augen eine wichtige Investition.


Baumaterial in altem Stallgebäude
Alle Materialien stehen bereit!

Am 3. April ist es dann so weit. Um 4 Uhr früh geht es im Dunkeln und bei Regen für uns los. Simon holt mich samt Transporter und Werkzeug ab und um 0630 haben wir die Grenzkontrolle erfolgreich bestanden und fahren auf den Zug, der uns in nur 35 Minuten unter dem Ärmelkanal durch nach Calais in Frankreich bringt.


12 Stunden später - und etliche Warnungen, die per App zu Hause ankommen, dass wir das Geschwindigkeitslimit überschreiten - kommen wir müde aber erfolgreich bei meinen Eltern an. Es gibt gute deutsche Hausmannskost, ein paar Bier und dann geht es ziemlich schnell in die Federn, denn am darauffolgenden Tag geht die eigentliche Arbeit ja erst los!



Am Ende des nächsten Tages haben wir zu viert die erste Ecke des Kellers komplett abgedichtet. Die Wände sind vorbereitet, die Klebeflächen abgedichtet, die Noppenbahn an den Wänden befestigt, die Drainagekammer verlegt, eine weitere Noppenbahn auf dem Fußboden ausgebreitet und alles mit Spezialklebeband verklebt. So entsteht nachher eine Art Becken; eine dichte Hülle, die innen an der Gebäudesubstanz befestigt ist und eine physische Barriere zum Wasser bildet, welches dahinter umgelenkt und abgeleitet wird und somit der Innensubstanz nicht schaden kann.


Für Simon und mich heißt es dann auch schon wieder "Auf Wiedersehen", denn am nächsten Tag treten wir die Rückreise an und vertrauen die nächste Schritte den frisch geschulten lokalen Handwerkern an!


Neue Fenster

Allein vom Aufschreiben unseres Kellerabenteuers bin ich schon erschöpft, aber natürlich geht es unbeirrt auch nach unserer Abreise weiter. Ein großer Meilenstein sind die neuen Fenster und Fensteröffnungen.


Die ursprüngliche Küche hatte nur ein Fenster, und obwohl die Ausrichtung gen Süden ist, fühlt es sich hier dadurch immer dunkel und ein wenig bedrückend an. Das genaue Gegenteil von dem Gefühl, was ich zukünftigen Gästen vermitteln möchte! Und da die Küche im wahrsten Sinnes des Wortes zum Kernstück der Ferienwohnung werden soll, setze ich mich dafür ein, dass wir nicht nur ein zweites Fenster vom Denkmalschutz genehmigt bekommen, sondern dass beide Öffnungen vergrößert werden können. Es entsteht ein leicht tieferes Fenster mit Fensterbank, die später auch als Sitzbank fungieren wird und ein bodentiefes Fenster als Terrassentür.


Natürlich ist nichts einfach. Auf Grund der gewünschten Symmetrie müssen wir das bestehende Fenster halb zumauern, um es ca. 30 cm weiter rechts wieder neu auszubrechen. Außerdem verbergen sich hinter den modernen Rollläden dekorative Rundbögen, die nachgebaut werden wollen. Alles in allem also alles wesentlich arbeitsintensiver, als nur ein paar Maueröffnungen auszubrechen.



Das Ergebnis lässt sich aber schließlich definitiv sehen! Ich bin auch großer Fan des leicht grün-grauem Farbtons, der laut restauratorischem Farbgutachten dem ersten Farbanstrich der Innentür des ursprünglichen Wohnzimmers entspricht (NCS 2502-Y für alle, die es genau wissen wollen). Er ist unauffällig genug, um eine langfristige, trend-unabhängige Daseinsberechtigung zu haben und hebt sich trotzdem wunderschön von den gelben Ziegeln ab.



Adieu 60er Jahre

Während auf der Rückseite des Hauses die Veränderungen mit großer Sorgfalt Stein um Stein umgesetzt werden, geht es auf der Hofseite ein wenig rabiater zu. Die in den 1960er Jahren erbaute Veranda muss weg! Das war eigentlich erst für die nächste Bauphase geplant, aber es kommt ja bekanntlich immer anders als man denkt.


Mit der Entscheidung den hinteren Teil des Kellers in einen Heiz- und Anschlussraum zu verwandeln, müssen jetzt nun auch alle Leitungen hier zusammenfinden - Wasser, Abwasser, Strom, Breitband, die Soleleitungen für die Erdwärmepumpe. Ich hatte gehofft, dass wir seitlich an der Veranda vorbeikommen würden und demnach diese Abrissarbeiten noch vertagen können, aber leider stellte sich das schnell als unmöglich raus.


Nun gut, wie schwer kann Abriss schon sein? Christoph, der mich seit Beginn des Jahres mit allem, was so anfällt, immer mal wieder unterstützt, sollte sich hieran versuchen, um den geplanten Ablauf des "Hauptbauprogrammes" in der Ferienwohnung nicht zu gefährden - denn eigentlich wollten wir schon Ende Juni 2023 die Bauarbeiten abgeschlossen haben (Spoiler Alarm - da wurde nichts draus!).



Bewaffnet mit Stemmbohrer und Bagger kämpft Christoph tapfer gegen sehr solide Bauweise. Als wir dann aber hinter der Treppe zur Veranda eine zweite Treppe entdecken, die sich partout gegen jegliche Abrissmaßnahmen wehrt, müssen letztlich doch die großen Spielzeuge her und wir bitten NAW um Hilfe.


Mehr dazu und was das dritte Quartal 2023 noch so brachte, gibt es im nächsten Beitrag. Wenn ihr den auf keinen Fall verpassen möchtet, abonniert einfach den Newsletter!

bottom of page